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Gymnasiasten sollen jetzt vertieft lernen

Ein neues Lernkonzept soll am Adolf-Schmitthenner-Gymnasium Einzug halten – in einer schnellen, vernetzten und digitalen Arbeitswelt seien in Zukunft Fertigkeiten wie Problemlösen, Sozialkompetenz und Kreativität gefragt. Aktuell sei es doch eher so, dass die Kinder vieles vorgesetzt bekämen, Arbeitsaufträge abarbeiteten und auch die Abkehr vom klassischen Frontalunterricht nicht vollzogen sei. Dr. Randy Eichin, die Stellvertretende Schulleiterin, findet: „Zeitgemäßes Lernen sieht anders aus.“

Das Lernkonzept Deeper Learning stellte sie nun in Auszügen dem Gemeinderat auf dessen jüngster Sitzung vor. Mit dem „vertieften Lernen“ sollen Schüler unterstützt werden, ihre individuellen Potenziale zu entfalten und zu aktiven Gestaltern der Zukunft zu werden, hieß es da. Anne Sliwka, Bildungswissenschaftlerin und Professorin an der Uni Heidelberg, habe das Unterrichtskonzept mitentwickelt. Ziel dabei ist, in drei Phasen Wissen zu vertiefen, themenübergreifend anzuwenden und Lernprozesse kreativ zu gestalten. Das Konzept vereine verschiedene Ansätze, etwa interdisziplinäres, projektorientiertes, selbstorganisiertes und „ko-konstruktives Lernen“. „Es geht nicht mehr allein um Wissensaneignung, sondern um vertieftes Lernen durch Forschen und Handeln“, begann Eichin. Die Anforderungen in der postindustriellen Wissensgesellschaft hätten sich geändert. Beim Deeper Learning müsse man lernen, sich die Zeit selbst einzuteilen, selbst aktiv zu werden. „Da ist Kreativität und Kooperation gefordert“, sagte Eichin. Aktuell gebe man den Schülern Inhalte zum Auswendiglernen. Das veränderte Konzept könne man „sicher auch nicht in jedem Fach machen, aber es gibt in jedem Fach auch Themen, die man in Form eines Projekts behandeln kann – auch fächerübergreifend“, schilderte sie. Die viel zitierten Zukunftskompetenzen Kommunikation, Kollaboration, kritisches Denken und Kreativität würden dabei gefördert. Zusätzlich käme dem „Raum als drittem Pädagogen“ dabei eine neue Bedeutung zu, der als Gruppen-, Präsentations-, Lern- und Denkraum mit entsprechendem Mobiliar und Ausstattung genutzt werden solle.

Laut Eichin sei Deeper Learning in drei Phasen aufgeteilt. Zunächst stelle man den Schülern in einer Qualifizierungsphase Basiswissen bereit, zum Beispiel über eine Online-Plattform mit verschiedenen Materialien oder in kleinen Unterrichtseinheiten. In der zweiten Phase sollen die Schüler selber ein Thema auswählen, sich in Gruppen organisieren und entscheiden, wie sie dieses gestalten wollen. In Form von Projektarbeit soll das Wissen aus Phase eins vertieft werden, die Jugendlichen arbeiteten dann selbstverantwortlich und bereiteten eine „authentische Leistung“ vor. In der letzten Phase gehe es um die Präsentation der Arbeitsergebnisse. Das könne in Form einer Aufführung, einer Publikation oder einer Ausstellung geschehen.

Das selbstständige Arbeiten der Schüler soll es den Lehrkräften ermöglichen, individualisierte Rückmeldungen zu geben. Eichin betonte, dass die Einführung ein längerer Prozess sei und den Unterricht nicht komplett ersetzen solle: „Aber Deeper Learning gibt uns Impulse, die Schule neu zu gestalten“, glaubt sie. Raum- und Zeitstrukturen müssten überdacht werden, und auch auf die Lehrer kämen Veränderungen zu, denn man könne nicht mehr alles kontrollieren, wie es hieß. Weiter müssten vorhandenen Unterrichtsvorbereitungen und -materialien hierfür gemeinsam weiterentwickelt, zum Teil auch neu konzipiert werden. Während einzelne Projekte in Form des vertieften Lernens ab Klasse 9 vorstellbar seien, könnten die Klassen 5 bis 7 regelmäßig vier Stunden wöchentlich im Schuljahr unter dem Titel „Freiday“ erhalten.

„Wir werden jetzt an einem Konzept arbeiten“, sagte Eichin, überzeugt davon, dass Schule sich verändern müsse. Zwei konkrete Wünsche hatte sie zum Abschluss. Die 100 Tablets seien angesichts der 1000 Schüler „etwas wenig“; der Zustand der Sanitäranlagen würde dem viel zitierten „Lebensraum Schule“ nicht gerecht werden. Noch während der Sitzung gab es im Gremium erste positive Signale für die mögliche Sanierung der Sanitäranlagen, deren Schäden auch dem Gemeinderat nicht unbekannt waren. „Aufgrund des Umfangs kann die Sanierung aber nur in den Ferien stattfinden“, sagte Bürgermeister Thomas Seidelmann zum Schluss.

(Mit freundlicher Genehmigung der RNZ)