Wo und wie sich Rechtsextremismus zeigt
Etwas untergegangen in der weihnachtlichen Vorfreude und den zahlreichen Konzerten und Adventsmärkten ist eine Ausstellung im Adolf-Schmitthenner-Gymnasium (ASG). Die Courage-AG unter Leitung von Johannes Roß und Franz Sefrin hatte die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) nach Neckarbischofsheim geholt. Alexia Fejer, Luise Tritthardt, Alina Koch, Isabell Kreß, Luis Künzel, Leo Möschle und Jona Dörzbach von der Arbeitsgemeinschaft organisierten dabei auch die Führungen für ihre Mitschüler und Lehrer und hatten dafür zuvor ein Mentoren-Training bei der FES absolviert.
„Die Ausstellung zeigt die Bedeutung der Demokratie für die Gesellschaft und thematisiert die Gefahr, die vom Rechtsextremismus für Demokratie und Menschenwürde ausgeht“, erklärten die Lehrer Roß und Sefrin. Ziel der Ausstellung sei es, junge Menschen für die Thematik zu sensibilisieren und Lehrkräften die Möglichkeit zu bieten, ihre Schüler an zentrale Begriffe und Probleme heranzuführen.
Der exakte Titel der Ausstellung lautet „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen, Baden-Württemberg für Toleranz und Menschlichkeit“. Sie besteht aus drei Tafeln, Sitzwürfeln und einem Medientisch und informiert in Wort und Bild über das Thema. Wie und wo zeigt sich Rechtsextremismus? Wie versteckt er sich? Wie soll man sich verhalten, wenn man ihm in der einen oder anderen Form begegnet? Wie kann man sich im Gegenzug für eine demokratische und offene Gesellschaft starkmachen? Auf derartige Fragen möchte die Ausstellung Antworten geben und auch Hilfestellung bieten. Denn dass eine Demokratie alles andere als selbstverständlich ist, das wissen auch die Schüler. „Auch die Sozialen Netzwerke werden vermehrt zur Verbreitung von rechtsextremistischem Gedankengut gezielt genutzt“, erzählt Jona. Hemmschwellen seien hier wegen der Anonymität niedriger, sodass mit besonders provokativen Diskussionsbeiträgen große Erfolge bei deren Verbreitung erzielt werden könnten.
Bei den Führungen werden die Schülergruppen auch zu ihren persönlichen Erfahrungen mit Rechtsextremismus befragt und ob sie sich dagegen wehren würden. „Die Interaktion mit den Schülern ist wichtig, und es entstehen dabei gute und interessante Beiträge“, weiß Sefrin. Wie soll man zum Beispiel reagieren, wenn nahe Verwandte vermeintlich rechtsextreme Aussagen tätigen?
Aber auch demokratische Prinzipien werden an den Schautafeln erläutert, beispielsweise einige wichtige Elemente einer funktionierenden Demokratie, zu denen pluralistisches Politik- und Gesellschaftsverständnis gehören. Vertiefende Informationen gibt es am Medientisch. Zeitzeugen der Shoah und Betroffene rechter Gewalt kommen hier in Videos zu Wort. Die gestalteten Sitzwürfel sollen eigentlich zur Diskussion anregen, werden aber meistens einfach als gute Sitzgelegenheit wahrgenommen, wissen die Schüler der AG.
Die AG organisierte auch einen Kuchenverkauf zugunsten der Initiative „Exit-Deutschland“, die Menschen hilft, sich ein neues Leben aufzubauen, nachdem sie mit dem Rechtsextremismus „gebrochen“ haben. Und auch einen Filmabend gab es. Der Film „Kriegerin“ erzählt die Geschichte der 20-jährigen Marisa, die Teil einer Jugendclique der rechtsextremen Szene in einer ostdeutschen Kleinstadt ist. Im Gegensatz zur Ausstellung, die von Schülern von der 7. Klasse bis zur Kursstufe 2 sowie von vielen Lehrkräften besucht wurde, sei die Teilnehmerzahl des Filmabends allerdings eher überschaubar gewesen.
(Mit freundlicher Genehmigung der RNZ, Artikel und Bild von Berthold Jürriens)