Das Klassenzimmer als "dritter Pädagoge"
Neckarbischofsheim. Die Schule als Ort der reinen Wissensvermittlung ist im Zeitalter von Digitalisierung und lebenslangem Lernen längst überholt. Gruppenarbeit, Präsentieren, konzentriertes Lernen und Lernbegleitung gehören ebenso zum modernen Unterrichtsalltag wie Experimentieren, Bewegen und Entspannen. Das Lernen im Austausch und Dialog mit Schülern und Lehrkräften hat an Bedeutung gewonnen, und längst bestimmt nicht der Raum die Didaktik, sondern die Didaktik den Raum. „Zeitgemäßes Lernen in inspirierenden Räumen“ heißt das am Adolf-Schmitthenner-Gymnasium (ASG), das seit mehr als einem Jahr nicht nur neue Lernformen wie „Deeper Learning“, sondern auch die dazugehörigen Lernräume gestaltet.
Workshops, ein pädagogischer Tag, die Bildung von Arbeitsgruppen oder Inspiration beim Besuch „fortschrittlicher Schulen“ – das ASG hat sich in den vergangenen Monaten zu einer eigenen Ideenwerkstatt entwickelt, beginnend bei einer Situationsanalyse über Bedarfsdiskussionen bis hin zu Plänen und deren Umsetzung.
„Danke, danke, danke“, sagte die stellvertretende Schulleiterin Randy Eichin zum Abschluss ihrer Präsentation zu den zahlreichen Gästen, unter denen sich die Unterstützer und Helfer befanden. Banken, Firmen, Stiftungen, Stadtverwaltung, Lehrerkollegium, Eltern und Schülern hätten die bisher entstandenen „Lernräume der Zukunft“ erst möglich gemacht.
Eichin hatte zuvor die Hintergründe und Ziele der Schulentwicklung am ASG detailliert vorgetragen. Alte Lernmethoden in veralteten Klassenzimmern würden den neuen Lebensverhältnissen nicht mehr gerecht. „Die Selbstständigkeit und Selbstwahrnehmung der Schüler spielen eine immer wichtigere Rolle in den Lernkonzepten.“ Als „dritter Pädagoge“ unterstützten Lernräume die Lehrer (zweiter Pädagoge) und Schüler (erster Pädagoge) dabei, individuell und selbstorganisiert zu lernen.
Der Außenbereich ist umgestaltet, und im Untergeschoss des sogenannten E-Baus sind drei Räume bereits fertiggestellt. Eichin stellte beides vor. Sie präsentierte nicht nur „Vorher-nachher-Bilder“, sondern zeigte auf Fotos den Prozess der fortschreitenden Raumgestaltung. „Gemeinsam lernen, einzeln arbeiten oder kreativ werden, das alles ist in dieser Umgebung möglich.“ Dabei achtete man auf möglichst offene Räume, flexibles Mobiliar und mobile Technik. Originelle Raumnamen in einem eigenen Design wie „Machbar“, „Denkbar“ oder „Gangbar“ (für den Flur) beweisen auch die Kreativität der Lehrer, die zeitweise den Korrekturstift mit der Bohrmaschine getauscht hatten. Lockere, bunte und modular aufgebaute Möbelkonzepte, gepaart mit coolem Organisations-Equipment, sind dafür nicht nur praktisch, sondern bringen den nötigen Wohlfühlfaktor, wie sich bei der Begehung herausstellte. Bilder, Pflanzen, Stellwände, Akustikplatten, Sofa-Ecken im Flur und im Hauptgebäude sowie unterschiedliche Tische lassen den Schulalltag sichtbar bunter werden.
Viel Lob und positive Worte gab es dabei von den Gästen für die gelungene Umsetzung. Kleine, abgeschirmte Nischen für Gruppenarbeiten, mobile Trennwände, die als Pinnwände genutzt werden können, und unterschiedliche Sitzgelegenheiten: Sie eignen sich sowohl für Phasen des konzentrierten Einzellernens als auch für Phasen der Entspannung und Kommunikation. Dabei war es den Mitwirkenden wichtig, dass die neuen Möbel auch die pädagogischen Bedürfnisse der Schüler unterstützen. Denn flexible Lernbereiche und moderne Ausstattung seien essenziell für zeitgemäßes Lernen.
Auch die neu gestalteten Räume im C-Bau wurden von den Besuchern positiv bewertet. Der 2024 neugestaltete Außenbereich bei der Mensa (wir haben berichtet) und auf dem Pausenhof, von dem Eichin ebenfalls berichtete, fallen auch in diese neue „Gestaltungsoffensive“, die noch nicht beendet ist, denn weitere Lernateliers oder der Dachboden seien bereits in Planungen enthalten, sagte Eichin.
Schulleiter Harald Frommknecht sprach wie seine Kollegin von einem gelungenen Gemeinschaftsprojekt der Schulgemeinde und der vielen Beteiligten und bedankte sich für das große Engagement. Außer kleinen Häppchen für den Gaumen gab es bei der kleinen Einweihungsfeier auch Musikalisches für die Ohren, für das ein ASG-Saxofon-Quartett unter Leitung von Barbara Starck verantwortlich war.
(Artikel und Bilder von B. Jürriens - mit freundlicher Genehmigung der RNZ)