Was versteht man unter hundegestützter Pädagogik?
Unter hundegestützter Pädagogik versteht man den „systematischen Einsatz von ausgebildeten Hunden in der Schule zur Verbesserung der Lernatmosphäre und individuellen Leistungsfähigkeit sowie des Sozialverhaltens der Schüler“ (M. Heyer, N. Kloke: Der Schulhund).
Aufgaben eines Schulhundes
Ein Schulhund ist ein „speziell ausgebildeter Hund, der zur Unterstützung pädagogischer Prozesse aktiv und regelmäßig von Pädagogen in den Unterricht integriert wird“ (M. Heyer, N. Kloke: Der Schulhund). Er begleitet seine Bezugsperson, also den Lehrer, regelmäßig in die Schule und unterstützt ihn bei seiner pädagogischen Arbeit. Dabei reicht der Einsatz eines Schulhundes von der reinen Anwesenheit bis hin zur aktiven Teilnahme am Unterricht. Durch seine Anwesenheit beeinflusst er die Lernatmosphäre positiv und die Schülerinnen und Schüler werden durch seinen Einsatz in ihrer ganzheitlichen Entwicklung gefördert.
Ziele für den Einsatz eines Schulhundes
"Wir sind so gern in der Natur, weil sie kein Urteil über uns hat."
(Arthur Schopenhauer)
Für Arthur Schopenhauer liegt der Grund dafür, dass wir uns in der Natur so wohl fühlen darin, dass die Natur uns nicht beurteilt. Er nähert sich mit diesem Satz dem Charakteristikum der hundegestützten Pädagogik. Für einen Hunde zählt es nicht, ob ein Mensch schön oder hässlich, begabt oder unbegabt, arm oder reich, beliebt oder unbeliebt ist. Ein Hund erkennt jeden Menschen als Individuum und nimmt ihn so an, wie er ist. Besonders Kinder können deshalb im Umgang mit Hunden kompetentes und verantwortungsvolles Handeln erfahren. Sie lernen, dass sie vom Hund gemocht, gebraucht und akzeptiert werden. Dies ist die Grundlage dafür, warum ein Hund im Klassenzimmer so viele positive Auswirkungen haben kann. So wurde in diversen Studien nachgewiesen, dass schon allein die bloße Anwesenheit eins Hundes in der Klasse eine stressreduzierende Wirkung hat. Das stressfreiere Unterrichtsklima kann beim Lehrer und den Schülern zu einer höheren Zufriedenheit und zur Steigerung des Lernerfolges beitragen.
Daneben gibt es noch viele weitere positive Effekte, die ein Hund im Klassenzimmer haben kann:
- Steigerung der Lernmotivation und Konzentration
- Förderung von sozialen Kompetenzen (z. B. Einhaltung von Regeln, Verantwortungsbewusstsein, Integrationsfähigkeit in den Klassenverband)
- Förderung der Klassengemeinschaft
- Abbau von Schulängsten
- Förderung von Kommunikation
- Förderung der emotionalen Intelligenz
- Stärkung der Persönlichkeit
- Steigerung von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
- Achtsamkeit und respektvoller Umgang mit der Natur und ihren Geschöpfen
- …
Grundvoraussetzungen und Rahmenbedingungen am ASG
Für den Einsatz eines Schulhundes gibt es bestimmte Grundvoraussetzungen und Rahmenbedingungen, die beachtet werden müssen. So erfolgt der Einsatz eines Schulhundes grundsätzlich nur im Team mit seinem Hundeführer. Malu und Ylvi besuchen deshalb die Schule ausschließlich in meiner Begleitung und werden von keiner anderen Lehrkraft mit in den Unterricht genommen. Darüber hinaus sind sie zu keiner Zeit mit einem oder mehreren Schülern alleine.
Ein Hund, der in der Schule eingesetzt werden soll, muss einen guten Grundgehorsam haben und bestimmte Charaktermerkmale aufweisen. Malu und Ylvi zum Beispiel sind freundlich gegenüber Kindern, haben ein nervenstarkes Wesen, sind empathisch und können einen hohen Stresspegel ertragen, ohne Zeichen von Aggression zu zeigen. Da die Arbeit mit den Schülern aber trotzdem für einen Hund sehr anstrengend sein kann, muss es eine Rückzugsmöglichkeit mit Ruheplatz für ihn geben. In unserem Klassenzimmer befindet sich deshalb ein großer Hundekorb mit Kissen, in den sich die Hunde bei Bedarf zurückziehen können und dann nicht gestört werden dürfen.
Darüber hinaus gibt es einige Hygienevorgaben, die beachtet werden müssen. Für Malu und Ylvi liegt jeweils ein tierärztliches Gutachten vor, in welchem alle Impfungen und Behandlungen gegen Parasiten (Würmer, Zecken, Flöhe etc.) bestätigt werden. Darüber hinaus gibt es im Klassenzimmer eine Gelegenheit zum Händewaschen, sowie Desinfektionsmittel und Putzutensilien.
Von Seiten der Schüler sollten keine pathologischen Ängste gegenüber Hunden und keine massiven Allergien vorliegen. Darüber hinaus müssen die mit den Schülern erarbeiteten Regeln im Umgang mit dem Hund unbedingt beachtet werden.
Ausbildung zum Schulhund
Ein Schulhund muss eine auf seine Arbeit ausgerichtete Ausbildung haben. Eine einheitliche Ausbildung für Schulhunde existiert jedoch in Deutschland noch nicht. Viele Schulhunde haben deshalb eine Ausbildung als Therapiebegleithund (wie auch Malu und Ylvi) und/ oder die Begleithundeprüfung. Weitere Informationen zur Ausbildung von Malu und Ylvi finden Sie unter mittt.de.
Quellen und weitere Informationen
- Lydia Agsten: Hupäsch – Hunde in die Schule und alles wird gut?, Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2009
- Lydia Agsten, Patricia Führing, Martina Windscheif : Praxisbuch Hupäsch – Ideen und Übungen zur Hundegestützten Pädagogik in der Schule, Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2011
- Meike Heyer, Nora Kloke: Der Schulhund – eine Praxisanleitung zur hundegestützten Pädagogik im Klassenzimmer, Kynos-Verlag, Nerdeln/ Daun, 2011
- schulhundweb.de
- mittt.de
- http://www.paeddog.de/